Lauras Geburtsbericht
Begleitende Geburtsfotografie während einer Hausgeburt und der Geburtsbericht von Laura
“Seit etwa einer Woche stand der Geburtspool im Wohnzimmer. Wir hatten alles vorbereitet und waren in freudiger Erwartung. Angst hatte ich überhaupt nicht, ich freute mich riesig auf den großen Tag. Der errechnete Entbindungstermin war ein Tag vor Neumond. Ich hatte mir sehr gewünscht, dass das Baby sich noch Zeit lassen und in der zunehmenden Mondphase geboren würde, da es mir dann erfahrungsgemäß besser geht. Der Mittwoch, verging denn auch relativ ereignislos.
Doch als ich mich abends mit meinen drei Kindern ins Bett kuschelte, spürte ich plötzlich eine klebrige Flüssigkeit zwischen meinen Beinen. Mein erster Gedanke war „Na toll. Also doch zum Neumond.“. Ich rief laut nach meinem Mann und sprang schnell aus dem Bett. Die Flüssigkeit war leicht rosa und ich wusste gleich, dass es Fruchtwasser war. Mein Mann und ich waren sehr aufgeregt, auch wenn ich wusste, dass es ab da noch dauern konnte. Ich versuchte also, schlafen zu gehen. Da immer wieder Flüssigkeit auslief, gelang mir dies nicht wirklich gut.
Dementsprechend müde war ich am nächsten Tag. Ich war schlecht gelaunt, weil ich mich nicht fit genug für die Geburt fühlte. Die Kinder waren schlecht drauf und sogar mein Mann stand irgendwie neben sich. Wir gerieten ein, zwei mal in leichten Streit und die Stimmung war ziemlich gedrückt. Dafür schafften wir noch Einiges. Mein Mann hatte zum Glück frei. Wir putzten die Wohnung noch einmal gründlich und bezogen das Bett frisch. Am späten Nachmittag legten wir uns für ein paar Stunden schlafen und wie sich später herausstellte, war das auch gut so.
In der Nacht begannen die Wehen.
Bis ca. halb Drei konnte ich trotzdem zwischendurch schlafen. Dann wurde es so unangenehm, dass ich aufstehen musste. Kurze Zeit später kam auch mein Mann hinterher und legte sich zu mir aufs Sofa. Ich lud mir eine Wehenapp herunter und begann, die Abstände zu messen. Die Wehen waren schmerzhaft, kamen mir aber nicht sehr stark vor. Die Abstände schwankten zwischen 5-10 Minuten. Ich schaute mir Dokus auf Youtube an und mein Mann war wieder eingeschlafen.
Ich freute mich total, weil der Neumond vorbei war, wie ich es mir gewünscht hatte. Um ca. 5 Uhr Morgens war ich immer noch sehr unsicher. Die Wehenintensität hatte sich in den letzten Stunden nicht verändert. Ich schrieb meinen beiden Geburtsbegleiterinnen, Agi, die die Geburt fotografieren sollte, und einer weiteren Freundin, die uns begleiten und unterstützen wollte. Wir entschieden, dass sie kommen sollten, auch auf die Gefahr hin, dass es noch länger dauern könnte.
Wir fingen an den Pool zu befüllen und ich stieg hinein, um ein wenig zu entspannen. Ich hielt es jedoch nicht lange darin aus. Die Wehen ließen nach und ich wurde sehr müde. Also legte ich mich noch einmal aufs Sofa und schlief eine Weile, auch wenn die Wehen bald wieder einsetzten. Gegen acht Uhr morgens kamen Agi und meine Freundin bei uns an. Ich hatte seit dem Nachmittag des Vortages nichts mehr gegessen, doch ich hatte auch keinen Appetit.
Agi brachte Frühstück und ihre Kamera mit für die begleitende Geburtsfotografie. Meine Kinder wachten nach und nach auf. Ich aß Erdbeeren und Süßigkeiten, mehr um die Zeit zu vertreiben
Am späteren Vormittag gingen wir in den Garten. Das Wetter war traumhaft sonnig aber frisch und die Kirschbäume standen in voller Blüte. Bei jedem Windzug schneite es weiße Blütenblätter.
Wir spazierten umher oder saßen auf der Hollywoodschaukel. Agi fotografierte uns zwischendurch, was mir kaum auffiel. Alle paar Minuten veratmete ich meine Wehen, immer auf meinen Mann gestützt. Er durfte sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sehr weit von mir entfernen. Doch an der Intensität und den Abständen änderte sich über die Stunden nichts. Nur wurde ich ungeduldiger und müder.
Gegen Mittag riefen wir unsere Hebamme an. Sie meinte es wäre alles in Ordnung und vermutete, dass es bis zum Abend dauern würde, ehe es richtig losginge.
Trotzdem wollte sie am Nachmittag kurz vorbei schauen. Die Aussicht, dass es noch so lange dauern sollte, entmutigte mich etwas, da ich schon ziemlich kaputt war. Ich stieg bald darauf wieder in den Pool und die Wehen wurden etwas kräftiger. Mein Sohn wollte gerne mit ins Wasser und wir erlaubten es ihm. Es war schön noch ein letztes Mal in Ruhe zu kuscheln. Die Kinder kümmerten sich rührend um mich, streichelten und massierten mir den Rücken. Doch obwohl sie sehr gut drauf waren, war es doch recht unruhig.
Gegen halb drei kam die Hebamme. Mit einem Blick erkannte sie die Situation. Sie empfahl uns die Kinder wegzubringen. Außerdem gab sie mir noch ein paar nützliche Tipps. Sie war aber nach wie vor der Meinung, dass es noch bis zum Abend dauern würde. Gegen Drei Uhr fuhr unsere Freundin mit den Kindern zu sich nach Hause und Agi machte einen kleinen Spaziergang. Die Hebamme hatte uns empfohlen, uns ein wenig Zeit für uns zu nehmen, bevor sie wieder wegfuhr.
Wir füllten heißes Wasser nach und mein Mann stieg zu mir in den Pool. Zunächst veränderte sich nichts. Agi und die Freundin, die die Kinder bei ihrer Familie gelassen hatte, kehrten zurück und setzten sich völlig still aufs Sofa. Agi fotografierte nach wie vor, doch es störte mich nie und meistens bemerkte ich es gar nicht. Ich war sehr müde und sehr kaputt und hatte Angst, dass ich es nicht mehr lange durchhalten würde. Also führte ich ein stilles Zwiegespräch mit meinem Baby. Ich sagte ihm, dass ich nun für die Geburt bereit sei und dass es nun kommen könne.
Gegen viertel vor Vier wurden die Wehen plötzlich sehr stark und ich hielt es im Pool nicht mehr aus. Ich versuchte auf einen Stuhl gestützt die Wehen zu veratmen, doch die Abstände waren plötzlich so kurz, dass ich zwischendurch kaum Zeit hatte, Luft zu holen. Ich musste laut tönen um den Schmerz auszuhalten. Irgendwann zwang ich mich, wieder in den Pool zu steigen. Bei jeder Wehe klammerte ich mich an meinen Mann. Er veratmete die Wehen mit mir gemeinsam und sagte mir zwischendurch Affirmationen wie: „Du schaffst das. Du bist stark. Jede Wehe bringt uns näher zu unserem Kind.“ Es war großartig ihn bei mir zu haben und ganz in Ruhe gelassen zu werden. Im warmen Wasser wurden die Abstände wieder länger, doch die Wehen wurden immer intensiver. Ich wusste kaum, wohin mit mir vor Schmerz und fing an während jeder Wehe den Schmerz hinauszubrüllen. Ich bekam Angst, weil ich immer noch im Hinterkopf hatte, dass es noch bis zum Abend dauern würde. Ich dachte: „Oh Gott, das halte ich niemals so lange durch.“ Als plötzlich die Presswehen einsetzten, war ich total überrascht. Ich war hochkonzentriert und absolut still
Es dauerte vielleicht drei oder vier Presswehen, da schoss das Baby bis zur Hüfte aus mir heraus
Eine Presswehe später hielt mein Mann es in den Händen. Wir konnten es nicht glauben. Wir lachten und weinten und küssten uns.
Wir hatten einen Sohn bekommen, einen kleinen Konrad.
Ich konnte nicht glauben, dass ich es geschafft hatte. Ganz alleine, nur mit meinem Mann, der mir zur Seite stand. Die Plazenta kam kurze Zeit später hinterher.
Wir ließen die Nabelschnur auspulsieren und mein Mann schnitt sie dann durch. Unsere Freundin half uns dabei und untersuchte auch die Plazenta
Ich fühlte mich großartig und konnte sogar recht gut sitzen. Wir waren alle sehr emotional und auch die Geburtsbegleiterinnen vergossen ein paar Tränchen. Bald darauf, nachdem ich gesäubert und angezogen war, halfen sie mir ins Bett. Dort kuschelten wir noch eine Weile mit dem Kleinen, ehe die Großen eintrafen. Es war eine große Freude, als sie ihr Brüderchen zum ersten Mal sahen. Diese Geburt war wirklich wunderschön, selbstbestimmt, friedlich und sehr emotional.
Ich freue mich so sehr, dass wir Agi dabei hatten. Die Erinnerungen, die wir dadurch bekommen haben, sind nicht mit Geld aufzuwiegen. Viele Freunde und Verwandte mussten weinen, als sie die Fotos sahen, weil sie die Stimmung so perfekt eingefangen hatte. Vor allem für meine Mutter sind die Bilder etwas ganz Besonderes. Sie selbst hat fünf Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht und hat nie so eine Geburt erleben dürfen. Sie sagte, wenn sie die Bilder sieht, sei es, als wäre sie selbst dabei gewesen.
Danke liebe Laura für deine wundervollen Worte und ja deine Mama hat mir eine so schöne Nachricht noch geschrieben das ich auch weinen musste vor Freude <3
Danke an Euch das ihr mich an Eurem Glück dran teil lassen habt und danke das ihr vielen Frauen zeigt wie wunderschön und einzigartig eine Geburt sein kann <3 Es erforfert ein bisschen Mut aber ganz viel Vertrauen <3